Digitale Entlastung am Montage-Platz

Digitale Entlastung am Montage-Platz bei Gebr. Schwarz GmbH

SCHWARZWALD-BAAR-HEUBERG – Mit Digitalisierung dem anhaltenden Mangel an Personal etwas die Schärfe nehmen: Das war das Thema eines Unternehmensbesuchs beim Kunststoff-Spezialisten Gebr. Schwarz GmbH in Neukirch im Rahmen der „MountainsTour 2022/23“: Mitglieder der Cluster-Initiative „TechnologyMountains“ nutzten die Chance am, sich über die Möglichkeiten des Assistenzsystems Der Schlaue Klaus zu informieren.

Live konnten sie sehen, wie es Mitarbeitende nicht nur bei der Erzielung optimaler Qualität unterstützt, sondern auch noch zahlreiche Prozesse automatisiert, die zuvor händisch erledigt wurden.

Nachfrage für Baugrupppenmontage steigt

Ein gutes Dutzend Gäste fand sich in den Räumen der Gebr. Schwarz GmbH auf Einladung von TechnologyMountains ein, um dort nicht nur die theoretischen, sondern auch die ganz praktischen Vorteile des Schlauen Klaus kennenzulernen. Zuvor schilderte Geschäftsführer Danny Schwarz, seit einem knappen Jahr in dritter Generation an der Spitze des Neukircher Spritzguss-Spezialisten, die Situation, aus der heraus sich das Unternehmen mit seinen rund 220 Mitarbeitenden und einer Produktion von rund 92 Millionen Artikeln jährlich mit dem Thema Digitalisierung befasst: So sei die Baugruppenmontage ein immer stärker nachgefragter Service von Kunden, der naturgemäß personalintensiv sei – Personal ist aber im Moment kaum zu bekommen. „Daher haben wir uns mit dem Schlauen Klaus bekannt gemacht“, leitete Schwarz über zur theoretischen Einführung in das System.

Optimum-Geschäftsführer Wolfgang Mahanty präsentierte den Schlauen Klaus als Digitalkamera-basiertes System, das Fachkräfte bei der Arbeit maßgeblich unterstützen kann: So kann es – dank digitaler Bilderkennung und -auswertung sowie vieler weiterer Sensorik-Kniffe – blitzschnell beurteilen, ob Arbeitsschritte richtig ausgeführt wurden. Diese Arbeitsschritte werden im Ergebnis protokolliert, um auch gleich die Qualitätsdokumentation für Baugruppen zu erledigen. Und damit Mitarbeitende auch auf weiteren Ebenen entlastet werden, kann das System auch mit Videos, erklärenden Bildern und Textanweisungen die zu erledigenden Arbeiten detailliert erklären, aber auch die Meldung von Chargenaufträgen digital registrieren und viele weitere Schritte mehr umsetzen, für die sonst Personal eingesetzt werden müsste, das währenddessen keine wertschöpfende Arbeit erledigen kann. 

Nur acht Prozent der Tätigkeiten in der Fertigung sind wertschöpfend

Dass sich diese digitale Begleitung bei der Arbeit rechnet, belegte Mahanty mit eindrücklichen Zahlen. So zeigten nach seinen Worten Untersuchungen, dass durch Verwaltungsprozesse, Informationsbedarf oder andere Aufgaben rund um die Fertigung bis zu 70 Prozent der Tätigkeiten keinen Beitrag zur Wertschöpfung leisten würden. „Gerade mal acht Prozent der Tätigkeiten sind wirklich wertschöpfend, 22 Prozent sind Stützleistung“, bilanzierte er. Digitale Systeme wie Der Schlaue Klaus könnten die Produktivität nachweislich um mehr als 20 Prozent steigern und eine 100-prozentige Produktqualität durch die konsequente Prüfung während des Herstellungsprozesses ermöglichen.

Wie das in der Praxis aussieht, präsentierte Montageleiter Bernhard Dürr am Beispiel eines Montageplatzes, an dem komplexe Kunststoffteile in der richtigen Abfolge, mit korrekten Schrauben und einem richtigen Etikett zusammengefügt werden: Der Schlaue Klaus wurde hierfür von ihm selbst eingelernt – so wurde von ihm nicht nur die leicht verständliche Montageanleitung mit Bildern und Videos für die Mitarbeitenden erstellt, sondern auch die Prüfkriterien für das digitale System festgelegt. Dabei kann sich Der Schlaue Klaus nicht nur auf sein digitales Auge verlassen: Andere Messwerte – von der Waage bis zur Drehmomentmessung am eingesetzten Schrauber – erlauben es im Zusammenspiel, so gut wie jeden Montagevorgang und die Umsetzung des Gesamtauftrags zu prüfen und als korrekt erledigt zu dokumentieren.

Der Schlaue Klaus ist unterm Strich die günstigere Qualitätskontrolle

Die Gäste der „MountainsTour“ zeigten sich beeindruckt – auch von der Rechnung, die Dürr schließlich aufmachte: So sei der mit dem digitalen System versehene Montageplatz unterm Strich günstiger als einer, für den man teure Mess- und Prüfvorrichtungen zur Qualitätskontrolle und die dafür eingesetzte Arbeitszeit aufwenden müsste. „Und wenn ein Kunde ein Bauteil geändert haben will, sind oft teure Umbauten nötig. Der Schlaue Klaus ist in wenigen Minuten umgelernt“, bilanzierte Dürr. Zudem seien nach diesem Pilotprojekt viele weitere Schwarz-Kunden hoch interessiert an den Möglichkeiten, die das digitale System zu bieten habe. Und die digitale Dokumentation mit automatischen Prüfberichten zu jedem einzelnen Produkt sei eine weitere Entlastung, die man mit herkömmlichen Systemen nicht erreichen könne. Die „MountainsTour“-Gäste nutzten im Anschluss an die Live-Vorführung des Systems die Chance, sich mit den Experten über die Details bei einem Snack auszutauschen – denn auf diese Weise Personal zu entlasten, das scheint sich wirklich zu rechnen.