Gleichzeitig sichert sie die Qualität in der manuellen Fertigung und macht Unternehmen resilient.
Die großen aktuellen Herausforderungen in der Fertigungsindustrie bestehen sowohl in der Beschaffung von Rohstoffen und Bauteilen, als auch im Mangel an Fach- und Arbeitskräften. Während Lagerhaltung das erste Problem entschärft, bleiben Fachkräfte weiterhin rar. Die Folge sind unbesetzte Stellen, Mehrarbeit für die vorhandene Belegschaft und steigender Leistungsdruck, was wiederum zu erhöhten Krankenständen und nachlassender Qualität in der Fertigung führt.
Im schlimmsten Fall steht die Produktion still, Aufträge müssen sogar abgelehnt werden. Dieser Teufelskreis kann durch den Einsatz von digitalen Assistenzsystemen durchbrochen werden, um Unternehmen krisensicher zu machen.
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Entlastung durch Assistenzsysteme
Eine dünne Personaldecke in der Fertigung wirkt sich negativ auf Produktivität und Qualität aus. Diese Lücke schließen digitale Assistenzsysteme. Dabei wirken sie in mehrere Richtungen:
- Zum einen entlasten sie die Mitarbeitenden selbst, indem sie die Verantwortung für die Qualitätssicherung übernehmen. Werker werden Schritt für Schritt durch digitale Prüflisten gelotst. Falsche, vergessene oder nicht korrekt positionierte Bauteile können sofort korrigiert werden. Die Ausschussquote sinkt deutlich.
- Schicht- und Produktionsleiter sind flexibel in der Einsatzplanung, denn die Workflows an den jeweiligen Arbeitsplätzen sind einfach und schnell zu erlernen und können so von möglichst vielen Werkern und Werkerinnen mit unterschiedlichen Skills ausgeführt werden. Das sorgt für die nötige Reaktionszeit und steigert die Effizienz.
ROI versus Opportunitätskosten
Durch die betriebswirtschaftliche Brille geschaut, sollten Controller zwei Kennzahlen betrachten: Das Verhältnis der Kosten für Suche und Einarbeitung von neuen Mitarbeitenden bis sie eigenständig und damit produktiv sind (ROI) und die Opportunitätskosten, die durch den Ausfall der Produktion und dem damit entgangenen Gewinn entstehen.
Für die Ermittlung des ROIs lohnt sich der genaue Blick auf den Montagearbeitsplatz. Werker verbringen nahezu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Dingen, die nicht direkt mit der Produktion zu tun haben. Diese sind vor allem die Suche und Auswahl von Teilen, Werkzeugen und Anleitungen sowie das Lesen und Verstehen derselben. Auch die eigene Dokumentation von Arbeits- und Prüfroutinen gehört dazu.
Ein weiterer Einflussfaktor ist die Reaktionszeit, die möglichst kurz sein sollte, um bei personellen Engpässen – oder auch bei neuen Kundenanforderungen – handlungsfähig zu bleiben.
Was sollte ein digitaler Kollege können?
Ein Assistenzsystem begleitet den Werker im gesamten Prozess: Vom Erhalt des Arbeitsauftrags über den digital eingerichteten Arbeitsplatz hin zur Arbeitsanweisung, die einfach zu befolgen ist. Es prüft bei der Montage, ob die richtigen Teile am richtigen Platz sind und dokumentiert die Ergebnisse. Sie finden Einsatz im Warenein- und Ausgang oder exklusiv in der Endkontrolle. Je nach Einsatzzweck können sie anleiten, überprüfen, bestätigen und dokumentieren.
Best Practice: Prettl Electronics optimiert THT-Fertigung mit dem Assistenzsystem der Schlaue Klaus
Im ersten Schritt wollte Prettl Electronics am Standort Radeberg vor allem die THT-Bestückung optimieren und hat dazu unterschiedliche Systeme ausführlich evaluiert. Die Entscheidung fiel auf das optische Assistenzsystem der Schlauen Klaus. Ein Jahr nach der erfolgreichen Einführung geht die Digitalisierung am Handarbeitsplatz in die nächste Runde.
Gestartet war der Spezialist für Leistungselektronik mit dem Ziel, digitale Prozesse in die Fertigung zu implementieren, um auch in Zukunft Produkte effizient und in Top-Qualität anbieten zu können. Fehlerfreie Fertigungsprozesse, die lückenlos dokumentiert sind, waren das übergeordnete Ziel. Alle Produkte sollten nach den gleichen Qualitätsstandards produziert werden, die dann nicht nur reproduzierbar, sondern auch nachvollziehbar sind. Dafür notwendig war die Umstellung von einer papierbegleitenden Arbeitsanweisung zu einem digitalen, lernenden System.
Ein wichtiger Aspekt war es, die Mitarbeiter ins Boot zu holen, um ihre Akzeptanz zu gewinnen. Denn durch die Implementierung eines kognitiven Assistenzsystems gewinnen Werker zusätzliche Sicherheit und es erleichtert ihnen die Arbeit. Eine Baugruppe durchläuft unterschiedliche Prüfprozesse. Dabei müssen die Prüfungen einerseits schnell und fehlerfrei sein, ohne Pseudofehler zu verursachen und auf der anderen Seite eine hohe Prüftiefe und Fehlererkennung aufweisen, um Folgefehler zu vermeiden.
Die Lernkurve war hoch. Davon profitieren die Kolleginnen und Kollegen in den anderen Standorten, an denen das Assistenzsystem der Schlaue Klaus ebenfalls zum Einsatz kommen soll.